Informationsveranstaltung zur Erstellung der Machbarkeitsstudie
Am Abend des 22. Februar 2022 wurde der Öffentlichkeit die Erstellung der Machbarkeitsstudie für eine zukunftsfähige Energieversorgung der Gemeinde Nebelschütz im Gemeinderatssaal vorgestellt. Die Studie soll zeigen, ob die Visionen aus dem Gemeindeenergiekonzept für eine nachhaltige und enkeltaugliche Versorgung technisch und wirtschaftlich umsetzbar sind. Dies garantiert, dass sich die spätere Umsetzung für alle Bürgerinnen und Bürger sowie die ansässigen Unternehmen rechnet.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister stellte Herr Bellmann von der Energieagentur des Landkreises Bautzen das Projekt vor. Herr Wilhelm-Kell gab anschließend einen Überblick über die Energiewende im Stromsektor, Herr Dr. Schneider vom Fraunhofer IEG aus Zittau berichtete über Möglichkeiten des Einsatzes regenerativer Energieträger im Wärmesektor und Herr Dr. Schmidt vom Fraunhofer IWU informierte über die möglichen Formen, Strom und Wärme über kurze oder längere Zeiträume zu speichern. Im anschließenden Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden deren Belange aufgenommen, um diese in der Machbarkeitsstudie zu berücksichtigen.
Alle Vorträge können Sie hier herunterladen:
- Vorstellung des Projektes und der beteiligten Projektpartner (Marcel Bellmann, Energieagentur des Landkreises Bautzen)
- Runder Tisch 1 - zukünftige Erzeugung von und Versorgung mit elektrischem Strom mittels regenerativer Energieerzeugungsanlagen (Hannes Wilhelm-Kell)
- Runder Tisch 2 - zukünftige Erzeugung von und Versorgung mit Wärme mittels regenerativer Energieerzeugungsanlagen (Dr. Clemens Schneider, Fraunhofer IEG Zittau)
- Runder Tisch 3 - zukünftige Speicher- und Verteilkonzepte für den elektrischen Strom und der Wärme (Dr. Sebastian Schmidt, Fraunhofer IWU Zittau)
- Das aktuelle Gemeindeenergiekonzept kann hier gelesen werden und das zugehörige Organigramm finden Sie unter diesem Link.
Für Fragen steht Ihnen Marcel Bellmann von der Energieagentur des Landkreises Bautzen als Ansprechpartner telefonisch (03591 380 2100) oder per E-Mail (
Als Modellgemeinde für eine enkeltaugliche Energieversorgung
Seit 01.01.2022 erstellt ein Projektkonsortium aus Hochschule Zittau/Görlitz, Gemeinde Nebelschütz/Gmejna Njebjelčicy, dem privaten Energieberater Hannes Wilhelm-Kell und der Energieagentur des Landkreises Bautzen eine Machbarkeitsstudie für eine „enkeltaugliche“ Energieversorgung in der Gemeinde Nebelschütz/Gmejna Njebjelčicy. Am 10. und 14.01.2022 fanden die Auftaktbesprechungen zur Abstimmung der ersten Aktivitäten statt.
Die Beteiligten hatten in 2021 eine Projektskizze beim Freistaat Sachsen über die Förderrichtlinie „Nachhaltig aus der Krise“ eingereicht und nach positivem Bescheid den formalen Förderantrag bei der Sächsischen Aufbaubank gestellt. In Insgesamt 7 Arbeitspaketen wird bis zum Ende des Jahres 2022 untersucht, wie die Pläne der Gemeinde Nebelschütz/Gmejna Njebjelčicy für ein enkeltaugliches Wirtschaften mit einer Versorgung aus umweltfreundlichen Energiequellen technisch und wirtschaftlich realisierbar sind. Das alles geschieht unter Beteiligung aller Akteure vor Ort, um somit auch potentielle Investoren zu gewinnen.
Zunächst wird der Ist-Zustand zum derzeitigen Energiebedarf und Energieerzeugung in der Gemeinde analysiert. Anschließend werden konzeptionelle Überlegungen zur zukünftigen Energieerzeugung auf Basis regenerativer Energieträger, zu deren Nutzung und Speicherung angestellt. Die möglichen Konzepte werden danach technisch und wirtschaftlich bewertet. Mit Hilfe eines Leitfadens soll es ermöglicht werden, dass weitere Kommunen dem Beispiel von Nebelschütz folgen können. Ende dieses Jahres wird die Machbarkeitsstudie fertiggestellt sein.
Von Januar 2022 bis März 2023 erstellten die Fakultät Maschinenwesen der Hochschule Zittau/Görlitz, die beiden Fraunhofer-Einrichtungen IEG und IWU aus Zittau, der Energieberater Hannes Wilhelm-Kell und die Energieagentur des Landkreises Bautzen die Machbarkeitsstudie für eine enkeltaugliche Energieversorgung in der Gemeinde Nebelschütz. Die Studie untersetzt ein bereits im Jahr 2019 von lokalen Akteuren erstelltes Gemeindeenergiekonzept und untersucht, welche Technologien und Versorgungskonzepte sinnvoll verknüpft werden können, um die enkeltaugliche Versorgung sicherzustellen.
Mittels eines sogenannten Bilanzkreises ist die Versorgung der Verbraucher in der Kommune möglich. Ein Bilanzkreis-Manager agiert dabei als eine Art „Gemeinde-Werk“. Die Nutzer schließen einen Liefervertrag mit diesem ab. Das Gemeinde-Werk kann vor Ort erzeugten Strom, auf Basis regenerativer Energieträger, an die Kunden liefern. In Zeiten der Überproduktion wird dieser in Batterien oder Wasserstoff gespeichert bzw. in das Stromnetz gegen Entgelt abgegeben. In Zeiten der Unterproduktion, z.B. bei Dunkelflauten im Winter, nutzt das Gemeinde-Werk zunächst den gespeicherten Strom bzw. kauft über das Stromnetz zusätzlichen Strom in den Bilanzkreis ein.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass ohne Abgaben und Umlagen ein Strompreis von rund 24 ct/kWh erwartbar ist. Der Preis ist so günstig, da die Preisbestandteile Stromsteuer und Netzentgelte in dem räumlich eng begrenzten Versorgungsgebiet, bei Schaffung der entsprechenden rechtlichen Grundlagen, entfallen bzw. reduziert werden können. Damit wird der Strom für die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und kommunale Verbraucher auf Dauer deutlich günstiger.
Mit dem vor Ort erzeugten Strom kann auch die Wärmeversorgung in Nebelschütz auf Basis von Wärmepumpen bewerkstelligt werden. Ziel der Bundesregierung und Prognose von führenden Studien ist ein erheblicher Ausbau der Wärmeversorgung auf Basis dieser Technologie. Diese wird in Nebelschütz unter Berücksichtigung der Versorgung über das Gemeinde-Werk zu Wärmepreisen von knapp 10 ct/kWh möglich sein und kann somit das Niveau von Erdgas-Brennwert-Heizungen erreichen. In der Studie wurde errechnet, dass ein Versorgungsgrad von 55 % mit vor Ort erzeugter Energie wirtschaftlich ist. Allein die Akteure vor Ort bestimmen dabei das Ausbautempo. Da die Umsetzung wahrscheinlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, benötigen alle Beteiligten einen langen Atem.
Der Freistaat Sachsen förderte die Maßnahme mit rund 180.000 € über das Förderprogramm „Nachhaltig aus der Krise“. Weitere 10.000 € konnten über das Preisgeld des eku-Zukunftspreises beigesteuert werden.